MALLAUN 2007

 
Zwischen Steinen - Zither in Concert, Martin Mallaun - 2007

Bild Martin Mallaun Martin Mallaun

Es gibt Konzerte, die genießt man/frau, nützt sie für soziale Interaktionen, Geschäftliches, als Begegnung; freut sich vielleicht schon auf den gefälligen zweiten Teil nach der Pause oder auf das Getränk in illusterer Runde danach; ist großzügig mit Lob und Kritik; geht raus und sagt kurz: „Schön war’s“, und erinnert sich schon kaum noch an Gehörtes oder an Bilder, Gefühle, welche die Musik erstehen ließ. Dann gibt es die anderen, die scheinbar gleich wie vorher enden, dann aber wacht man/frau Tage später morgens auf und hat plötzlich wieder das Konzert im Kopf und in den Gliedern. Und im Laufe der Zeit immer wieder: Während dem Zähneputzen, Schuhe anziehen, dem Biss ins Schnitzel etc.

Martin Mallauns Zither Solo Konzert vom 27. Jänner 2007 im Haus der Begegnung reiht sich letzterer Kategorie ein: Eine erlesene Schar erlebte das scheinbar so intime Saiteninstrument überraschenderweise optisch und akustisch vielfältigst in Szene gesetzt. Die schlichte Inszenierung (einmal Tisch mit variablen Meinel-Zithern, daneben schräge Fix-Zither von Clemens Kleitsch und der Protagonist wechselweise hier und dort) stellt das seltene Klangerlebnis Zither solo beeindruckend in den Mittelpunkt. Zudem erweist sich der große Saal als ideale Bühne, Musik und aufmerksam Zuhörende heimelig und großzügig zugleich zu beherbergen. Knappe und humorvolle Aus- und Einführungen unterstreichen Martin Mallauns Vielseitigkeit und Können: Da wechselt Altes mit Neuem, sehr konstruierte, mechanische mit subjektiv-emotionaler Musik. Manches bleibt zeitlos, überwindet Hörerfahrungen und –Erwartungen, ja eröffnet darüber hinaus Neues, Ungeahntes: Das Spektrum von scheinbar möglichen Dynamiken und Klangfarben wird gesprengt.

Im Finale am Schluss, in einem Stück von Robert Zollitsch (Werk-Anlass Martin Mallauns Zitherspiel und eine CD-Produktion, die posthum einen Pasticcio-Preis im Herbst 2006 errang) wurde es so dicht und laut, dass diejenigen im Publikum, welche den bis dahin sechzigminütigen Klängen mehrheitlich mit geschlossenen Augen lauschten, sich mit mehreren Blicken vergewissern mussten, ob das nun wirklich immer noch besagter Zeit-Reisender an der Zither sei. Zwischen Steinen kann allerhand aufblühen und Vermeintliches, scheinbar Immer-Da-Gewesenes kann ganz neu und wundersam erscheinen. (Brigitte Hochrainer, 2007)

KonzertProgramm 1
KonzertProgramm 2

Webtipp: www.martinmallaun.com

 

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